*13.03.1741 Wien - †20.02.1790 Wien
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Erzherzog von Österreich
König von Deutschland
König von Ungarn
König von Böhmen
Joseph war der älteste Sohn Franz I. Stephans von Lothringen und Maria Theresias. Er wurde noch zu Lebzeiten seines Vaters 1764 zum deutschen König gewählt, nach dessen Tod 1765 Kaiser und in den Erblanden Mitregent seiner Mutter.
Aus seiner ersten Vermählung mit Isabella von Bourbon-Parma entsprangen keine erwachsenen Nachkommen. Die zweite Heirat mit Maria Josepha von Bayern blieb kinderlos. Beide Gattinnen liegen ebenso in der Maria-Theresien-Gruft wie seine heißgeliebte, schon mit acht Jahren verstorbene erste Tochter Maria Theresia, um deren Erziehung sich Joseph nach dem Tod Isabellas intensiv gekümmert hatte.
Niemals in der 700-jährigen Geschichte der Habsburger gab es eine widersprüchlichere Persönlichkeit. Joseph II. war einerseits unauflöslich an seine dynastische Herkunft gebunden und dazu mit einem diktatorischen Selbstverständnis ausgestattet, andererseits war er beseelt von einem utopischen Humanismus und den Philosophien der französischen Aufklärung.
Sein staatspolitisches Ziel war es, den Vielvölkerstaat zu einem zentralverwalteten Einheitsstaat zu gestalten; dafür fehlte ihm jedoch das Verständnis für historische Überlieferungen und für die Selbstverwaltung der Provinzen, insbesondere aber für Sonderregelungen jeglicher Art.
Die zehn Jahre seiner Alleinregierung waren von zahlreichen Neuerungen erfüllt und wirkten namensgebend für einen ganz bestimmten Regierungsstil, den Josephinismus. 1781 schuf das Toleranzpatent die Gleichberechtigung der nichtkatholischen Konfessionen mit dem Katholizismus. Die Aufhebung der Leibeigenschaft brachte eine erhebliche Reduzierung grundherrschaftlicher Macht. Die Aufhebung aller nicht im Schulwesen oder der Krankenpflege tätigen Klöster war ein Anfang zur Verwirklichung eines Staatskirchentums in Österreich.
Die Bedingungslosigkeit, mit der Joseph einen Wohlfahrtsstaat errichten wollte, bewirkte durch die Art ihrer Durchsetzung Widerstände, vor allem von kirchlicher Seite. Dennoch wurden durch die josephinischen Reformen die aus Frankreich vordringenden revolutionären Ideen gemildert. In seiner Gesinnung den Prinzipien der Aufklärung verschworen, hatte Joseph kein Verständnis zur Geistigkeit des Landes, das er autokratisch regierte.
Zynismus und Unduldsamkeit waren für ihn ebenso kennzeichnend wie Toleranz und Menschenfreundlichkeit. Er liebte die Antike und hasste den Barock.
Einschneidende Veränderungen erfuhr auch das höfische Leben. Gegen den Widerstand des Hofes setzte er zum Beispiel die Abschaffung des spanischen Mantelkleides durch. Er selber trug beinahe immer die Uniform (Cheveaux leger) wie der Rivale seiner Mutter, der Preußenkönig Friedrich II. Es hieß: "Er empfände jede Zeremonie als Zwang und trüge sein Haar am liebsten in einem Beutel" und "seine Toilette war die eines Soldaten, seine Garderobe die eines Unterleutnants, seine Erholung Arbeit, sein Leben ständige Bewegung."
In seiner Begräbnisverordnung von 1784 begründete er die schockierende Anordnung für wiederverwendbare Holzsärge kurz und bündig: "Weil bei den Toten der einzige Zweck die Verwesung ist ..."
Er hatte erkannt, dass Zeremoniell und Etikette als Herrschaftsmittel gegenüber dem Adel ihre Brauchbarkeit eingebüßt hatten, dass sie das Funktionieren des Staatsapparates, aber auch die Einflussnahme des Monarchen auf diesen behinderten.
Tragik und Größe kennzeichneten die Art seines Lebens wie die seines Sterbens. Rastlose Selbstaufopferung, ein durch Tuberkulose und Infektionen geschwächter Körper führten zu früher Erschöpfung und veranlassten ihn am 16. Februar 1790 seinem Sekretär zu diktieren: "Ich habe immer nur gewollt." Mit Gott wollte der Kaiser, als die Hustenanfälle immer heftiger wurden, seinen Frieden machen: "Du, der Du allein mein Herz kennst, Dich rufe ich zum Zeugen an, dass ich alles, was ich unternahm und befahl, aus keinen anderen Absichten als zum Wohl und Besten meiner Untertanen meinte. Dein Wille geschehe!"
Joseph II. starb als Rationalist. Als er sich nach einem schweren Blutsturz Mitte April 1789 nach Laxenburg zurückgezogen hatte, soll er im Park des Schlosses einen Abt aufgefordert haben, für ihn eine Grabinschrift zu verfassen mit dem Thema: "Hier liegt ein Fürst, der trotz der besten Meinung keinen seiner Pläne durchsetzen konnte."
Als ihm der Tod der von ihm überaus geschätzten jungen Erzherzogin Elisabeth von Württemberg, der ersten Gemahlin seines Neffen Franz, gemeldet wurde, rief er verzweifelt aus: "Und ich lebe noch!" Er ordnete an, dass Elisabeth nicht drei Tage lang aufgebahrt werden könnte, weil er ihr bereits in den kommenden Stunden nachfolgen würde.
Den Leibarzt Quarin, der ihm seinen baldigen Tod angekündigt hatte, erhob er in den Adelsstand und ließ ihm 10.000 Gulden auszahlen.
Am 14. Februar 1790 erschien in Wien ein Flugblatt mit einem Vierzeiler über den sterbenden Kaiser: "Der Bauern Gott, der Bürger Not, des Adels Spott liegt auf den Tod."
Kaiser Joseph II. verstarb am 20. Februar 1790 um 6 Uhr morgens. Sein einfacher, schmuckloser und zweckhafter Sarg ist der Ausdruck seines asketischen Geistes. Der Sarg des Reformkaisers vor dem Prunksarkophag seiner Eltern symbolisiert die geistige Kluft zwischen ihren Weltanschauungen. Die barocke Tradition des Repräsentationssarkophags hatte damit ein Ende gefunden.
Der einfache, glatt genietete, mit sechs runden Füßen ausgestattete Kupfersarg zeigt ausgebildeten Verstandesklassizismus. Auf dem Deckel befindet sich als einziger Schmuck ein einfaches Kreuz, darunter ist eine Kupferplatte mit der Inschrift abgebracht.
Die Einsetzung der hölzernen Bahre in diesen Übersarg erfolgte am 7. April 1790. Die Aufschrift wurde von Kapuzinerpatres verfasst.
Cölestin Wolfsgruber berichtete, dass bei der Josephsfeier der Kommune Wien die Schleifen des Lorbeerkranzes die Aufschrift trugen: "Ich liebe auf dieser Erde Niemanden mehr als meine Mutter und den Staat. Die Stadt Wien am 29. November 1880."
Die Inschrift auf dem Sarkophag lautet:
JOSEPHUS II. ROM-IMPERATOR HUNG- ET BOEM- REX ARCHI-DUX AUSTRIAE ETC- AUGG- IMPP- FRANCISCI I, ET MARIAE THERESIAE FILIUS EORUMQUE IN IMPERIO, REGNISQUE SUCCESSOR NATUS VIENNAE´13TIA MARCIJ A° M.D.C.C.X.L.I. DENATUS 20MA FEBRIARIJ A° M.D.C.C.X.C.
Joseph II., römischer Kaiser, König von Ungarn und Böhmen, Erzherzog von Österreich etc., Sohn ihrer kaiserlichen Majestäten Franz I. und Maria Theresia und ihr Nachfolger im Kaiser- sowie in den Königreichen, geboren zu Wien, den 13. März 1741, gestorben den 20. Februar 1790.