*01.06.1754 Wien - †24.12.1806 Wien
Erzherzog von Österreich
Generalkapitän der Lombardei
Herzog von Este-Modena
Ferdinand Karl Anton war der vierte Sohn Erzherzogin Maria Theresias und Franz I. Stephans. Ferdinand – Generalkapitän der Lombardei, Herzog von Este-Modena – wurde gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Maximilian erzogen und verstand es bereits als Kind, sich die besondere Zuneigung seiner Mutter Kaiserin Maria Theresia zu erwerben.
Er vertrat schon als 14- und 15-jähriger Knabe bei der Eheschließung die abwesenden Bräutigame seiner Schwestern Maria Karoline und Maria Amalie. Auch 1770, als die 14-jährige Marie Antoinette per procuratorem mit dem Dauphin von Frankreich verheiratet wurde, fungierte der 16-jährige Ferdinand als Stellvertreter.
Im folgenden Jahr heiratete er selbst Maria Beatrix von Este, die Tochter des Herzogs Ercole III. Rinaldo d'Este von Modena.
Mit Genehmigung des Reichstages zu Regensburg hatte Joseph II. für seinen Bruder die Investitur als Erbe des Herzogtums Modena im Fall des Ablebens des Herzogs von Modena, Ercole III., erreicht.
In Maria Theresias Briefen an ihren Sohn nach Mailand wiederholen sich die beschwörenden Worte, er möge jederzeit Vorbild sein und in seiner Stellung als Sachverwalter der Kritik keinen Anlass geben. Dennoch führte Ferdinand das unbeschwerte Leben eines Fürsten der damaligen Zeit und widmete sich vorwiegend seinen privaten Interessen wie Jagd, Musik und gutem Essen.
Leopold, Großherzog der Toskana, machte in seiner streng geheimen Niederschrift "Stato della famiglia" aus seinem Groll und seiner Ablehnung gegenüber dem Bruder kein Hehl: "Ferdinand in Mailand ist ein sehr schwacher Mann, von wenig Verstand und geringem Talent, aber der von sich eine sehr hohe Meinung hat, ein Wirr- und Querkopf. (...) Er ist hart in seinen Grundsätzen, geldgierig, vom ersten Eindruck bestimmt, roh, hört die Leute nicht an." In Mailand hatte das Haus Habsburg offenbar einen unwürdigen Vertreter.
Ferdinand wurde wie alle italienischen Fürsten seiner Zeit vom Sturm der Französischen Revolution erfasst. Er musste am 9. Mai 1796 aus Mailand flüchten. Die italienische Einigungsbewegung, das Risorgimento, vereinigte brillante Denker und Männer von redegewandter Überzeugungskraft, die ihn als Repräsentanten habsburgischer Macht kritisierten: "Das habsburgische Imperium, das prächtige Resultat vieler geglückter Heiratskombinationen, fiel am Schluss nur der Auflösung anheim. (...) Die mehr oder weniger abgeschmackten und leichtfertigen leeren Dekorationen ihres Standes rechtfertigen die Entrüstung des Volkes, das darin (der Untätigkeit in entscheidenden Fragen) einen Verrat erblickte. Der Despotismus der Habsburger erschien im Laufe der wenigen Dezennien in der verschiedenartigsten Form; sowohl im Habit des Philosophen als auch im Habit des Geistlichen. Aber wie immer auch verkleidet, war das Ende lächerlich (...)."
In der Wiener Emigration führten Ferdinand und Maria Beatrix ein Dasein ohne materielle Einschränkungen. Sie hatten von Beatrix' Vater die Landschaft Ortenau am Oberrhein mit 30 Ortschaften und die Verwaltung des Breisgaus erhalten. Nach dem Frieden von Pressburg (heute Bratislava) im Jahre 1805 lebte die Familie von den Erträgen des Aviticalfonds, den seinerzeit Franz I. Stephan begründet hatte.
Ferdinands Tochter Maria Ludovika wurde 1808 die dritte Gemahlin seines Neffen Kaiser Franz II.(I.).
Ferdinand starb am 24. Dezember 1806 um zwei Uhr nachmittags in seinem Palais auf dem Minoritenplatz an der Brustwassersucht.
Der Kupfersarg ist glatt und genietet. Auf dem Deckel befinden sich lediglich ein einfaches Kreuz und die Inschriftentafel.
Die Inschrift lautet:
REQVIES. OPTIMORVM MERITORVM FERDINANDI. CAROLI. ANTONII. ARCH. AVST. FRANCISCI. I. ET. M. THERESIAE. AVGG. FILII. NATVS. KAL. IVN. MDCCLIV. DECESSIT. VINDOB. IX. KAL. IAN. MDCCCVI. PRINCEPS. MENTIS. LAVDANDAE. PRISCAE. FIDEI. IVSTI. RECTI. QVE. TENAX VTRAQVE. FORTVNA. MAIOR LVGET. CONIVX. INCOMPARABILIS. MARITVM. ANIMAE. DIMIDIVM. SVAE CARA. MVSIS. MARTI. QVE. SOBOLES. PARENTEM. OPTIMVM EGENVS. PRINCIPEM. CVIVS. BENEFICAM. DEXTERAM. NESCIEBAT. SINISTRA. LVGET. AVSTRIA. ACERBO. FVNERE. SIBI. EREPTVM. ARCHIDVCEM AVITIS. PATERNIS. QVE. VIRTVTIBVS. SIMILLIMVM. SED. BREVES DIES. HOMINIS. SVNT. ET. IVDICIA. DEI. ABYSSVS. MVLTA. HAVE. ANIMA. SIDERIBVS. RECEPTA. VBI. REGNANT. PAX. AETERNA. ET. BEATA. TRANQVILLITAS.
Die wohlverdiente Ruhestätte des Erzherzogs von Österreich Ferdinand Karl Anton, des Sohnes ihrer Majestäten Franz I. und der Maria Theresia, geboren den 1. Juni 1754, gestorben zu Wien, den 23. Dezember 1806. Ein Fürst von lobenswertem Sinn, treu dem Glauben der Väter, der festhielt an Recht und Gerechtigkeit und über Glück und Unglück erhaben war. Die unvergleichliche Gattin betrauert den Gemahl, die Hälfte ihrer Seele, die den Musen und dem Mars treue Nachkommenschaft den besten Vater, der Bedürftige den Fürsten, dessen Linke die wohltätige Rechte nicht kannte. Es trauert Österreich um den durch einen herben Tod entrissenen Erzherzog, der den tugendhaften Ahnen sehr ähnlich war. Aber kurz sind des Menschen Tage und die Ratschlüsse Gottes ein tiefer Abgrund.
Lebe wohl, o Seele, die du in den Himmel aufgenommen worden bist, wo ewiger Friede herrscht und selige Stille.